Schwäbisches Tagblatt, 03.04.2020
An welchem Projekt arbeiten Sie gerade?
Aktuell schreibe ich an einem Drehbuch für eine Auftragsarbeit. Es handelt sich um ein Filmprojekt zu dem Thema: LIEBE IN ZEITEN VON CORONA.
Woher holen sie sich ihre Schreibanregungen, seit die allgemeine Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist?
Meine Schreibanregungen kommen ohnehin aus dem Inneren/Innersten. Ganz im Sinne von Thomas Bernhard, der sich in erster Linie für die inneren Landschaften interessiert hat, und weniger für die äußeren.
Man sagt Literaten brauchen den Besuch im Café – trifft das auf Sie und Ihre Arbeit zu?
Überhaupt nicht. Ich schreibe meine Romane und Theaterstücke auf dem Rennrad. Mein Rennrad ist für mich ein rollender Schreibtisch. Sehr beweglich, sehr hell und schnell.
Langweilen Sie sich eigentlich jetzt?
An meinem Leben hat sich so gut wie nichts verändert. Ich war vorher allein und einsam – und ich bin es auch jetzt. Ich verbrachte vorher die Tage lesend und schreibend – und ich tue es auch jetzt.
Worüber sind Sie jetzt besonders dankbar?
Für die Stille. Und für die freien Radwege. Aber auch für so viele Menschen, die sich besorgt, solidarisch und verbunden zeigen. Ich hoffe, dass nach Corona eine bessere Welt beginnen wird. Womöglich ist das aber eine verfehlte Hoffnung.
Was würde Ihnen die allgemeine Quarantäne erträglicher machen?
Ich kann mit der Quarantäne gut leben. Ich bin ein Mönch.
Welche Gedanken gehen Ihnen zur aktuellen Situation durch den Kopf?
Es gehen mir Sätze aus meinem aktuellen Roman IMPERIA durch den Kopf: „Ich erlebte all das in einer Mischung aus Wirklichkeit und Unwirklichkeit. Die zunehmende Wirklichkeit von all dem – und dessen Unwirklichkeit. Eine unwirkliche Wirklichkeit und immer wirklicher werdende Unwirklichkeit. Eine Unmöglichkeit. Wie Filmausschnitte oder Traumsequenzen. Ein lebendig Begrabensein. Oder eine Rolle in einem verqueren Bühnenstück.“
Was bedeutet der Wegfall von Lesungen und die Schließung der Buchhandlungen für Sie – auch in existenzieller Hinsicht?
Es bedeutet für mich, dass ich auf unbestimmte Zeit keine Einkünfte mehr haben werde.
Wie kompensieren Sie den Wegfall dieser Aufmerksamkeit und Einnahmen?
Ich kompensiere das durch das Schreiben von Drehbüchern, Hörspielen und Theaterstücken. Ich muss also jetzt noch mehr schreiben als früher. Also stehe ich eine Stunde früher auf.